Die Digitalisierung verändert unsere Arbeitswelt von Grund auf. Deshalb entstehen neue Berufsbilder. Doch was versteckt sich hinter den Bezeichnungen? Das möchten wir in „Und was machst du so?“ greifbar machen. Heute: Dora Osinde und der Beruf des Chief Creative Officer.
Der Start in den Tag als Chief Creative Officer
Dora, du arbeitest als Chief Creative Officer bei der Socialtainment-Agentur Granny. Beschreibe uns doch einmal in vier Sätzen, wie du deinen Beruf neuen Freunden erklärst.
Als Chief Creative Officer ist es meine Verantwortung, dass die Qualität unserer Kreativarbeit exzellent ist. Innerhalb der Agentur heißt das, dass ich dafür sorge, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die bestmöglichen Bedingungen haben und die richtige Guidance bekommen.
In Richtung unserer Kundinnen und Kunden heißt das, Bedürfnisse und Probleme richtig zu verstehen. Nur so können wir die besten Lösungen anbieten.
Wie sieht ein normaler Tag in deinem Beruf aus?
Glücklicherweise immer anders. Einerseits geht es um die Big-Picture- und Leadership-Fragen der Agentur im Ganzen. Diese diskutieren wir gemeinsam mit der Geschäftsführung. Wo wollen wir hin? Was gehen wir nächstes Jahr an? Welche Stellen sind zu besetzen?
Dann wiederum stecke ich tief im Daily Business mit den Teams – zum Beispiel wenn wir an einem großen Pitch arbeiten oder ein neues Projekt angehen.
Und womit startest du in den Tag?
Ich nutze den Morgen gerne, um schon mal eine Stunde etwas für mich zu tun. Erstmal geht es auf die Yogamatte oder an die Kettlebells, meditieren, lesen und Kaffee trinken. Dann arbeite ich die wichtigsten Dinge ab, bevor es in die ersten Calls geht.
Die Aufgaben als Chief Creative Officer
Welche Aufgaben fallen in deinen Bereich?
Eigentlich alles, was dazu beiträgt, dass wir außergewöhnlich gute Kreativarbeit abliefern. Die Begleitung der Kreativprozesse in der Agentur nimmt einen Großteil meiner Zeit in Anspruch. Aber auch Kundengespräche, Hiring, Personalgespräche und die Entwicklung unserer Talente fallen mit in meinen Bereich.
Wie definierst und interpretierst du deinen Job als Chief Creative Officer persönlich?
Ich definiere meine Aufgabe als Kreativ-Enabler aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie sollen ihren besten Job machen zu können.
Wie ist deine Stelle in die Unternehmensstruktur eingegliedert? Das heißt: An wen berichtest du und mit wem arbeitest du zusammen?
Im Sinne unserer Unternehmenskultur verstehen wir uns als Führungsteam. Niemand „berichtet“ an die anderen. Grundsätzlich habe ich mit allen in der Agentur Touchpoints. Aber die meiste Zeit verbringe ich natürlich mit den Kreativ-Teams.
Spaß und Dankbarkeit in deinem Beruf
Selbstverständlich wird die Rolle eines Chief Creative Officer in jedem Unternehmen unterschiedlich ausgelegt. Welche Perspektiven kommen bei dir zu kurz, die grundsätzlich zum Berufsbild gehören?
Ich bin froh, dass wir bei Granny die Möglichkeit haben, unsere Jobs so zu gestalten, wie sie am besten zu uns passen. Ebenso ist viel Spielraum vorhanden, sich außerhalb von traditionellen Strukturen oder Rahmen zu bewegen.
Was für mich neu war und ein Learning-Prozess auf dem C-Level ist, sind viele der administrativen und organisatorischen Dinge. Von Agentur-Finanzen über Verträge bis hin zu anderen rechtlichen Themen.
Das ist für mich als Kreative auf jeden Fall viel Neues. Und: Es sind auch nicht unbedingt meine Lieblings-Aufgaben, in die ich mich aber gern eingearbeitet habe und immer weiter dazu lerne. Vor allem sind das Bereiche, in denen man sich aktiv in die Zukunft der Agentur einbringen kann. Das ist mir sehr wichtig.
Was macht dir an deinem Job am meisten Spaß?
„The beauty of creating together.“ Wenn alle, die gemeinsam an einem Projekt arbeiten, eine gute Zeit haben, sowie das Bonding zwischen den Mitarbeitern und das gemeinsame Wachsen im kreativen Prozess.
Wir erinnern uns Jahre später bei einem Drink nicht an Awards oder die Größe von Budgets, sondern an die gemeinsamen Momente bei der Entstehung eines Projekts.
Wofür bist du besonders dankbar?
Ich glaube, wir haben bei Granny einen besonderen Arbeitsplatz geschaffen, an dem sich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wohlfühlen und die Möglichkeit haben ihren Job so zu gestalten, wie er am besten zu ihnen passt.
Für mich ist es wirklich besonders wichtig, dass wir unsere eigenen Regeln machen können. Ich würde das nie wieder missen wollen.
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Und wie wird man jetzt Chief Creative Officer?
Insbesondere in der Digital-Branche gibt es häufig nicht mehr die klassische Ausbildung. Wie bist du zu deiner Stelle gekommen?
Das stimmt. Ich kann durchaus unterstreichen, dass es die klassische Ausbildung eigentlich nicht gibt, sondern dass viele Wege zum Ziel führen. Gerade bei uns in der Kreativbranche steht ein Studium nicht zwangsläufig für qualitativ hochwertige Arbeit.
Ich würde behaupten, aus dem Studium nimmt man hauptsächlich Soft Skills mit – kritisches Denken, Dinge zu hinterfragen, sich selbst zu organisieren.
Mein erster Social-Media-Job war für eine kleine Fashion Brand in meinem Heimatort in Sachsen. Ich habe MySpace für sie betreut. Während meines Studiums habe ich dann als Werksstudentin bei Spreadshirt in Leipzig angefangen. Der damalige Chef hat mich sehr inspiriert.
Insbesondere da das Diversity-Thema damals noch wenig beachtet wurde, er es aber schon voll gelebt hat. Für ihn waren akademische Qualifikationen nur Nebensache. Er hat Leute mit Ecken und Kanten eingestellt. Und so wurde ich in die ersten Projekte eingespannt und habe da das Thema Social Media mit aufgebaut.
Bis ich auf einmal merkte, dass ich mehr arbeitete als studierte. Nach meinem Studium bin ich nach Berlin gegangen und habe eine Zeit lang gefreelanced und bin dann verschiedene Stationen in der Modebranche durchlaufen. Zuletzt war ich Global Creative Marketing Manager bei Netflix in Amsterdam.
Bei Granny schauen wir nicht auf Abschluss oder Noten. Die Person und ihre Fähigkeiten sind interessant. Und damit haben wir ein einzigartiges Team zusammengestellt.
Welchen Tipp würdest du einem Neueinsteiger oder interessierten Quereinsteiger geben, der auch Chief Creative Officer werden will?
Ich habe selber eigentlich nie konkret das Ziel verfolgt, Chief Creative Officer zu werden, auch wenn es mir heute extrem viel Spaß macht und genau auf meine Fähigkeiten passt. Es war ein längerer Prozess herauszufinden, in welchen Rollen und Aufgaben ich scheinen kann.
Ich denke es ist wichtig, sich von vorgefertigten Ideen über seine Karriere zu lösen und herauszufinden, was einem liegt. Die Idee von Schule, Studium und dann Karriereleiter ist absolut nicht zeitgemäß.
Für mich ist der wichtigste Skill, den man entwickeln kann, sich selbst gut kennenzulernen. Dann kann man mit Selbstvertrauen beruflich die richtigen Entscheidungen treffen.
Wir haben heute die Möglichkeiten, uns unsere Arbeitsumgebung, unsere Kolleginnen und Kollegen, unsere Branche und Arbeitsweise genau nach dem auszusuchen und zu gestalten, wie es zu uns passt.
Vielen Dank, Dora!
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Der Beitrag Digitale Berufe: Was macht ein Chief Creative Officer? von Christian Erxleben erschien zuerst auf BASIC thinking. Folge uns auch auf Facebook, Twitter und Instagram.