Die Schufa verfügt über sensible Daten von so ziemlich jedem Deutschen. Nun wollen offenbar einige deutsche Banken ihre Beteiligung loswerden – und ausgerechnet an US-Investoren verkaufen. Diese Konsequenzen hätte ein Schufa-Verkauf.
Schufa prüft Bonität seit 1927
Wer einen neuen Handy-Vertrag abschließen möchte, braucht sie. Auch der Kauf eines neuen Autos oder der Umzug in eine neue Wohnung geht nicht ohne sie vonstatten. Die Rede ist von der Schufa, die bei jedem dieser Vorgänge ihre Finger im Spiel hat.
Die Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung wurde 1927 in Berlin als Schutzgemeinschaft für Absatzfinanzierung gegründet. Auch damals schon – vor fast 100 Jahren – sollte sie Bonitätsauskünfte liefern.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1952 aus 13 Regionalgesellschaften die Bundes-Schufa e.V. gegründet. Im Jahr 2000 entstand daraus die heutige Schufa Holding AG mit Sitz in Wiesbaden.
Die Auskunftei gehört zu 35 Prozent deutschen Kreditbanken, die Sparkassen halten 26 Prozent und private Banken rund 18 Prozent. Auch Einzelhandelsunternehmen sind beteiligt.
Schufa-Verkauf an US-Investoren wird diskutiert
Doch diese Eigentumsverhältnisse könnten sich bald ändern, berichtet das Handelsblatt.
Laut Insidern sollen unter anderem die Deutsche Bank und die Commerzbank über den Verkauf ihrer Anteile verhandeln. Auch ein Gesamtverkauf stehe zur Debatte. Dabei könnte ein Wert von zwei Milliarden Euro festgesetzt werden.
Doch auf der anderen Seite des Verhandlungstischs sitzen nicht etwa Kreditinstitute oder Unternehmen aus Deutschland – sondern der US-Finanzinvestor EQT und Private-Equity-Firmen wie Hellman & Friedman.
Würde es tatsächlich zu einem Schufa-Verkauf an einen US-Investor kommen, würden im Umkehrschluss Daten über die Kreditwürdigkeit von 68 Millionen Deutschen und sechs Millionen Unternehmen über den Atlantik wandern.
Laut den vom Handelsblatt zitierten Insidern befinden sich die Gespräche noch „in einem frühen Stadium.“ Es sei noch nicht klar, ob es wirklich „zu einem Verkauf oder Teilverkauf kommen wird.“
Nach Schufa-Verkauf: Sind deine persönlichen Daten noch sicher?
In den vergangenen Monaten stand die Auskunftei bereits im Visier von Datenschützern. Ende November 2020 berichteten NDR, WDR und die Süddeutsche Zeitung über das geplante Projekt Check Now.
Dabei sollte es O2-Kundinnen und -Kunden in einem Pilotprojekt ermöglicht werden, einen Vertrag abzuschließen – auch wenn sie zuvor im Schufa-Check durchgefallen waren.
Dafür sollten die Kundinnen und Kunden der Schufa einen Blick auf ihre Kontoauszüge geben. Anhand der Kontoauszüge hätte die Schufa dann die Kreditwürdigkeit geprüft – die gesammelten Daten sollten aber auch Basis für die Entwicklung eigener Produkte sein.
Denn mit einer weiteren Einwilligung über ein kleines Häkchen hätte die Schufa die Erlaubnis gehabt, die sensiblen Kontoauszüge für andere Zwecke umfangreich auszuwerten.
Nach der öffentlichen Kritik hat die Schufa nun bestätigt, das umstrittene Projekt Check Now nicht mehr in der geplanten Form verfolgen zu wollen. Aber O2 hatte sich sowieso bereits nach der Veröffentlichung der Recherchen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung zurückgezogen.
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Der Beitrag Möglicher Schufa-Verkauf: Landen unsere Daten bei einem US-Investor? von Maria Gramsch erschien zuerst auf BASIC thinking. Folge uns auch auf Facebook, Twitter und Instagram.